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Während der Corona-Krise waren Schulen und Kitas besonders betroffen von den Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus . Teilweise sind Schulen und Kitas ganz geschlossen worden; teilweise erfolgte der Schulunterricht in geteilten Klassen (sog. „Wechselunterricht“) und Kitas boten nur eine Notbetreuung an.
Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie wurde das Infektionsschutzgesetz teilweise geändert. Danach kann Arbeitnehmern eine Entschädigung gezahlt werden, wenn ihre Kinder wegen der Schließung der Kindertagesstätten nicht betreut werden können. § 56 Infektionsschutzgesetz wurde ein neuer Absatz (1a). Dieser lautet wie folgt:
„Sofern der Deutsche Bundestag nach § 5 Absatz 1 Satz 1 eine epidemische Lage von nationaler Tragweite festgestellt hat, erhält eine erwerbstätige Person eine Entschädigung in Geld, wenn
Anspruchsberechtigte haben gegenüber der zuständigen Behörde, auf Verlangen des Arbeitgebers auch diesem gegenüber, darzulegen, dass sie in diesem Zeitraum keine zumutbare Betreuungsmöglichkeit für das Kind sicherstellen können. Ein Anspruch besteht nicht, soweit eine Schließung ohnehin wegen der Schul- oder Betriebsferien erfolgen würde. Im Fall, dass das Kind in Vollzeitpflege nach § 33 des Achten Buches Sozialgesetzbuch in den Haushalt aufgenommen wurde, steht der Anspruch auf Entschädigung den Pflegeeltern zu. Der Anspruch nach Satz 1 besteht in Bezug auf die dort genannten Maßnahmen auch unabhängig von einer durch den Deutschen Bundestag nach § 5 Absatz 1 Satz 1 festgestellten epidemischen Lage von nationaler Tragweite, soweit diese zur Verhinderung der Verbreitung der Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) im Zeitraum bis zum Ablauf des 19. März 2022 erfolgen.”
Kurz gefasst: Arbeitnehmern mit Kindern unter 12 Jahren oder mit behinderten Kindern, die auf Hilfe angewiesen sind, erhalten eine Entschädigung, wenn sie wegen der Schließung der Kitas selbst die Betreuung übernehmen müssen und dadurch einen Verdienstausfall erleiden.
Der Entschädigungsanspruch ist zeitlich begrenzt auf 6 Wochen (wie bei der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, § 3 Abs. 1 S. 1 Entgeltfortzahlungsgesetz).
Die Höhe der Entschädigung beträgt 67 % des monatlichen Nettoeinkommens, jedoch höchstens 2.016,00 EUR im Monat. Sie ist damit geringer als die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall.
Grundsätzlich müssen die Voraussetzungen erst einmal gegenüber dem Arbeitgeber dargelegt werden, denn dieser muss für die Dauer von längstens sechs Wochen die Entschädigung für die zuständige Behörde auszahlen.. Dabei muss aufgezeigt werden, dass anderweitige zumutbare Betreuungsmöglichkeiten nicht bestehen. Sofern z.B. ein Guthaben aus Arbeitszeitkonten vorhanden ist, ist dieses vorrangig abzubauen. Wenn es möglich und zumutbar ist, soll eine Tätigkeit im Home Office erfolgen. Dies ist sicherlich auch vom Alter der zu betreuenden Kinder abhängig. Problematisch wird sicherlich sein, was zumutbar ist und was nicht. Dies wäre dann im Einzelfall unter Berücksichtigung aller Umstände zu entscheiden.
Der Arbeitgeber erhält beim Gesundheitsamt auf Antrag eine entsprechende Erstattung. Für den Arbeitgeber ist es wichtig, dass der Antrag innerhalb einer Frist von drei Monaten nach Einstellung der Tätigkeit seitens des Arbeitnehmers zu stellen ist.
Ab der siebten Woche muss der Arbeitnehmer den Antrag bei der zuständigen Behörde stellen. Die Entschädigung wird direkt von der Behörde gewährt.
Die Frage, wer die Notbetreuung in Anspruch nehmen kann, wird von den einzelnen Bundesländern unterschiedlich gehandhabt. Teilweise ist geregelt, dass die Betreuung für Kinder aller Eltern möglich ist, sofern es erforderlich ist. Auf die Berufsgruppe soll es nicht ankommen. Vielmehr sind allgemein berufliche Gründe oder auch die familiäre Überbelastung von Relevanz (z.B. Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hamburg). In anderen Bundesländern wird für den Anspruch auf eine Notbetreuung weiterhin darauf abgestellt, ob zumindest ein Elternteil in systemrelevanten Berufen tätig ist (z.B. Sachsen-Anhalt). Welche Berufsfelder systemrelevant sind, wird von Bundesland zu Bundesland zum Teil unterschiedlich bewertet.
Systemrelevante Bereiche sind z.B. Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Justizvollzug, Hilfsorganisationen aber auch Schlüsselfunktionen in öffentlichen Einrichtungen und Behörden (z.B. Krisenstab). Systemrelevant ist auch betriebsnotwendiges Personal der Energie- und Wasserversorgung, des öffentlichen Nahverkehrs und der Telekommunikationsdienste wie auch der Entsorgung (z.B. Müllabfuhr). Schließlich gehört auch betriebsnotwendiges Personal im Gesundheitsbereich (also z B. von Krankenhäusern, Pflegeheimen und Arztpraxen) ebenso dazu wie Mitarbeiter in der Grund- und Lebensmittelversorgung sowie von kritischer Infrastruktur (z. B. Atomkraftwerken).